Die Geschichte
"August 1931: Im Hafen von Veracruz tummelt sich eine bunt zusammengewürfelte Reisegesellschaft, um sich nach Bremerhafen einzuschiffen. Deutsche, Schweizer, ein Schwede, drei Amerikaner, eine handvoll Mexikaner und Spanier - die unterschiedlichsten Menschen, die unterschiedlichsten Schicksale, doch alsbald zeigt sich das niemand am anderen interessiert ist. Das einzige, worin man sich einig zu sein scheint, sind Egoismus und Ignoranz. Und so beginnt, kaum das der Anker gelichtet ist, das große Taxieren, Ausgrenzen, Abkanzeln. Vor allem am Kapitänstisch, wo man sich unter seinesgleichen wähnt, nimmt man keine Blatt vor den Mund. Distinguierte Damen erweisen sich als skrupellose Intrigantinnen, grau melierte Herren als zynische Menschenverächter, die bei deutschen "Schaumwein" völkische Ressentiments zum Besten geben." (Klappentext)
Das Dampfschiff Vera fährt von Veracruz (Mexiko) nach Bremerhafen, im Jahr 1931. Die Reise dauert 28 Tage und umfasst ungefähr 30 Hauptfiguren, vor allem deutsche Passagiere. Personen die sich nicht leiden können müssen sich eine Kabine teilen. Das Buch umfasst über 600 Seiten (kleine Schrift), ist sehr umfangreich und eine böse Satire, mit aneinandergereihten Charakter- oder Potraitstudien der Passagiere an Bord.
Katherine Anne Porter hat an dem Buch über 20 Jahre gearbeitet, veröffentlicht wurde es erst 1962. In einem Interview mit der "Zeit", beschreibt sie die Entstehung ihres Roman so:
"Ich kämpfte, um ihr Einhalt zu gebieten, aber schließlich siegte sie. Sie brauchte einundzwanzig Jahre, um niedergeschrieben zu werden, und ich ließ sie bei jeder Gelegenheit im Stich, aber sie siegte am Ende doch." ( Zeit Interview)
Vorbild war Brant's "Das Narrenschiff" von 1494, eine Moralsatire. Er präsentiert in dem Buch Laster, wie Habsucht usw. (die 7 Todünden Dantes spielen da wohl auch eine Rolle), als närrische Unvernuft, und hält damit der Gesellschaft kritisch den Spiegel vor die Nase. Die gleiche Absicht hatte wohl auch Katherine Anne Porter, bezogen auf das 20. Jahrhundert.
Das Dampfschiff Vera fährt von Veracruz (Mexiko) nach Bremerhafen, im Jahr 1931. Die Reise dauert 28 Tage und umfasst ungefähr 30 Hauptfiguren, vor allem deutsche Passagiere. Personen die sich nicht leiden können müssen sich eine Kabine teilen. Das Buch umfasst über 600 Seiten (kleine Schrift), ist sehr umfangreich und eine böse Satire, mit aneinandergereihten Charakter- oder Potraitstudien der Passagiere an Bord.
Katherine Anne Porter hat an dem Buch über 20 Jahre gearbeitet, veröffentlicht wurde es erst 1962. In einem Interview mit der "Zeit", beschreibt sie die Entstehung ihres Roman so:
"Ich kämpfte, um ihr Einhalt zu gebieten, aber schließlich siegte sie. Sie brauchte einundzwanzig Jahre, um niedergeschrieben zu werden, und ich ließ sie bei jeder Gelegenheit im Stich, aber sie siegte am Ende doch." ( Zeit Interview)
Vorbild war Brant's "Das Narrenschiff" von 1494, eine Moralsatire. Er präsentiert in dem Buch Laster, wie Habsucht usw. (die 7 Todünden Dantes spielen da wohl auch eine Rolle), als närrische Unvernuft, und hält damit der Gesellschaft kritisch den Spiegel vor die Nase. Die gleiche Absicht hatte wohl auch Katherine Anne Porter, bezogen auf das 20. Jahrhundert.
Meine Meinung
Das Buch beginnt in Veracruz, kurz vor dem Ablegen des Schiffes Vera. Die Passagiere haben erstmal keine Namen, erst mit Auslaufen des Schiffes aus dem Hafen, erhalten, die Hauptprotagonisten Namen und eine Identität.
Der Spannungsbogen des Buches, ist nicht klassisch, wie in vielen Büchern: Einleitung, aufbauen von Spannung, Höhepunkt und gegen Ende die Auflösung. Das Ende des Buches ist eher langweilig. Das Lesen des Buches an sich ist wie eine Reise, mit mehreren Höhepunkten, mehr oder weniger groß.
Die Reise geht also los.
"Nachdem sie einander während der ersten fiebrigen Stunden ignoriert hatten, schlich sich ein Ausdruck ablehnenden, feindseligen Wiedererkennens in ihre Augen, wenn ihre Blicke sich wider Willen zum zwanzigsten Mal begegneten." (S.25)
DIE etwa 30 Passagiere der ersten Klasse müssen sich größtenteils die Kabine mit Menschen teilen, die sie nicht leiden können.
"Die Passagiere untersuchten ihre engen, stickigen Kabinen ... beäugten mit MIsstrauen und spontaner Abneigung das fremde Gepäck, das neben dem ihren aufgestapelt war, und jeder entdeckte etwas wieder, was er für eine Weile verloren geglaubt hatte, obwohl er es nicht hatte benennen könne - seine Individualität." (S. 38)
Das Schiff macht dann noch einen Zwischenstop in Havana (Kuba), hier kommen weitere Passagiere an Bord, vor allem spanische Erntearbeiter oder Saisonarbeiter,die auf dem Zwischendeck, wie Vieh eingepfercht sind. Die erste Klasse erhält ebenfalls Zuwachs durch "La Condesa", die von den spanischen Erntearbeitern bejubelt und verehrt wird. Sie ist als Gefangene an Bord, soll in Teneriffa in's Exil gehen.
Katherine Anne Porter zeichnet eine bitterböse Gesellschaftssatire. Vor allem die Passagiere in der ersten Klasse werden von ihr karikiert. Sehr interessant sind die Portraits, die sie von den Passagieren zeichnet. Da gibt es zum Beispiel ein amerikanisches Liebespaar, einen Texaner, einen jüdischen Geschäftsmann, Frau Otto Schmitt, seit kurzem Witwe, die das erste Mal auf sich allein gestellt ist und die ohne Selbstwertgefühl ist. Dann Herr Freytag, der mit einer Jüdin verheiratet ist, was er erstmal verheimlicht. Außerdem das Ehepaar Hutten, die vernarrt in ihren Hund BEBE sind, sich in der Ehe aber nichts zu sagen haben, und noch andere Personen auf die ich hier nicht weiter eingehe.
Mißtrauen Argwohn, Hochmut und Gleichgültigkeit sind an der Tagesordnung und verstärken sich, durch den engen Raum auf dem Schiff, auf dem man sich bewegt.
"Mrs Treadwell stellte fest, dass mindestens die Hälfte der vorübergehenden Passagierre einander nicht grüßten, nicht aus Abneigung, sondern als Gleichgültigkeit." (S.197)
Herr Hansen beachtete Frau Baumgartner nicht. "Zivilisation", sagte er mit unverhohlener Verachtung, "Ich werde ihnen sagen was das ist. ... Der Kaufmann heuert den Soldaten und den Priester an, damit sie das Land für ihn erobern. Erst der Soldat - ein Mörder, dann der Priester - ein Lügner, dann der Kaufmann - ein Dieb, und dann holen sie den Rechtsanwalt - der macht ihre Gesetze und rechtfertigt ihre Missetaten. Da haben sie ihre Zivilisation!" (S.228)
Bei Katherine Anne Porter kommen nicht nur die Passagiere nicht gut weg. Wie der Kapitän über Frauen denkt, hier ein Zitat aus dem Buch:
(zum besseren Verständnis: auf dem Zwischendeck wurden die spanischen Erntearbeiter "entwaffnet" (Messer wurden ihnen weggenommen), nachdem es Unruhen gab. Allerdings wurde auch ein Holzschnitzer "entwaffnet", der sein Messer braucht, um seinen Beruf ausüben zu können. Einige Damen haben sich für diesen Mann verbal ein wenig eingesetzt, was der Kapitän allerdings unterbunden hat. Was er dabei denkt, beschreibt Porter so:)
... ihre krausen Weibergefühle, ihre seichten, unbelehrbaren Gehirne, ihre hoffnungslose Leichtgläubigkeit, ihren angeborenen Hang zur Auflehnung gegen alle männlichen Bemühungen, Zucht und Ordnung ins Leben zu bringen." (S.247)
Dem Kapitän scheint auch das Tanzen und Fröhlich sein auf dem Zwischendeck nicht zu gefallen, den ...
Der Befehl, den er von der Brücke aus erteilte, wurde weitergegeben, bis er den richtigen Mann erreichte, und der schaltete das Licht im Zwischendeck ... zwei Stunden früher aus als gewöhnlich." (S. 302)
Über eine spanische Tanztruppe, die sich auch in der ersten Klasse aufhält, denkt er folgendermaßen:
"Sie waren die Bettler, die am Straßenrand zu stehen und den vorüberfahrenden hohen Herrschaften zuzujubeln hatten, die sich nach einer Königshochzeit vor der Kathedralentür nach den gnädig ausgestreuten Münzen zu bücken hatten." (S.589)
Aber die spanische Tanztruppe kommt, wie fast alle auf dem Schiff, auch nicht gut weg bei Porter. Die Frauen prostituieren sich nebenbei, sie stehlen, ohne Scham ganz offensichtlich. 2 sadistische Kinder nennt eines der Paare, der spanischen Tanztruppe, ihr eigen. Das erste Mal versuchen die "lieben Kleinen" eine Katze von Bord zu schmeißen, da greift der Schiffsarzt ein, aber einmal gelingt es ihnen einen Hund über Bord zu werfen.
Alle möglichen Laster und Narrheiten werden bei Porter thematisiert. Auch das Versagen der Obrigkeit, sowohl des Kapitäns, der das Schiff führt, als auch der Geistlichkeit (2 Priester sind auch an Bord).
Das war jetzt eine extrem lange Rezension. Die musste sein, da ihr Werk auch gewaltig ist, nicht nur bezogen auf die Seitenzahl. Das war auf jeden Fall auch eines der sehr guten Bücher, die ich 2014 gelesen habe.
Der Spannungsbogen des Buches, ist nicht klassisch, wie in vielen Büchern: Einleitung, aufbauen von Spannung, Höhepunkt und gegen Ende die Auflösung. Das Ende des Buches ist eher langweilig. Das Lesen des Buches an sich ist wie eine Reise, mit mehreren Höhepunkten, mehr oder weniger groß.
Die Reise geht also los.
"Nachdem sie einander während der ersten fiebrigen Stunden ignoriert hatten, schlich sich ein Ausdruck ablehnenden, feindseligen Wiedererkennens in ihre Augen, wenn ihre Blicke sich wider Willen zum zwanzigsten Mal begegneten." (S.25)
DIE etwa 30 Passagiere der ersten Klasse müssen sich größtenteils die Kabine mit Menschen teilen, die sie nicht leiden können.
"Die Passagiere untersuchten ihre engen, stickigen Kabinen ... beäugten mit MIsstrauen und spontaner Abneigung das fremde Gepäck, das neben dem ihren aufgestapelt war, und jeder entdeckte etwas wieder, was er für eine Weile verloren geglaubt hatte, obwohl er es nicht hatte benennen könne - seine Individualität." (S. 38)
Das Schiff macht dann noch einen Zwischenstop in Havana (Kuba), hier kommen weitere Passagiere an Bord, vor allem spanische Erntearbeiter oder Saisonarbeiter,die auf dem Zwischendeck, wie Vieh eingepfercht sind. Die erste Klasse erhält ebenfalls Zuwachs durch "La Condesa", die von den spanischen Erntearbeitern bejubelt und verehrt wird. Sie ist als Gefangene an Bord, soll in Teneriffa in's Exil gehen.
Katherine Anne Porter zeichnet eine bitterböse Gesellschaftssatire. Vor allem die Passagiere in der ersten Klasse werden von ihr karikiert. Sehr interessant sind die Portraits, die sie von den Passagieren zeichnet. Da gibt es zum Beispiel ein amerikanisches Liebespaar, einen Texaner, einen jüdischen Geschäftsmann, Frau Otto Schmitt, seit kurzem Witwe, die das erste Mal auf sich allein gestellt ist und die ohne Selbstwertgefühl ist. Dann Herr Freytag, der mit einer Jüdin verheiratet ist, was er erstmal verheimlicht. Außerdem das Ehepaar Hutten, die vernarrt in ihren Hund BEBE sind, sich in der Ehe aber nichts zu sagen haben, und noch andere Personen auf die ich hier nicht weiter eingehe.
Mißtrauen Argwohn, Hochmut und Gleichgültigkeit sind an der Tagesordnung und verstärken sich, durch den engen Raum auf dem Schiff, auf dem man sich bewegt.
"Mrs Treadwell stellte fest, dass mindestens die Hälfte der vorübergehenden Passagierre einander nicht grüßten, nicht aus Abneigung, sondern als Gleichgültigkeit." (S.197)
Herr Hansen beachtete Frau Baumgartner nicht. "Zivilisation", sagte er mit unverhohlener Verachtung, "Ich werde ihnen sagen was das ist. ... Der Kaufmann heuert den Soldaten und den Priester an, damit sie das Land für ihn erobern. Erst der Soldat - ein Mörder, dann der Priester - ein Lügner, dann der Kaufmann - ein Dieb, und dann holen sie den Rechtsanwalt - der macht ihre Gesetze und rechtfertigt ihre Missetaten. Da haben sie ihre Zivilisation!" (S.228)
Bei Katherine Anne Porter kommen nicht nur die Passagiere nicht gut weg. Wie der Kapitän über Frauen denkt, hier ein Zitat aus dem Buch:
(zum besseren Verständnis: auf dem Zwischendeck wurden die spanischen Erntearbeiter "entwaffnet" (Messer wurden ihnen weggenommen), nachdem es Unruhen gab. Allerdings wurde auch ein Holzschnitzer "entwaffnet", der sein Messer braucht, um seinen Beruf ausüben zu können. Einige Damen haben sich für diesen Mann verbal ein wenig eingesetzt, was der Kapitän allerdings unterbunden hat. Was er dabei denkt, beschreibt Porter so:)
... ihre krausen Weibergefühle, ihre seichten, unbelehrbaren Gehirne, ihre hoffnungslose Leichtgläubigkeit, ihren angeborenen Hang zur Auflehnung gegen alle männlichen Bemühungen, Zucht und Ordnung ins Leben zu bringen." (S.247)
Dem Kapitän scheint auch das Tanzen und Fröhlich sein auf dem Zwischendeck nicht zu gefallen, den ...
Der Befehl, den er von der Brücke aus erteilte, wurde weitergegeben, bis er den richtigen Mann erreichte, und der schaltete das Licht im Zwischendeck ... zwei Stunden früher aus als gewöhnlich." (S. 302)
Über eine spanische Tanztruppe, die sich auch in der ersten Klasse aufhält, denkt er folgendermaßen:
"Sie waren die Bettler, die am Straßenrand zu stehen und den vorüberfahrenden hohen Herrschaften zuzujubeln hatten, die sich nach einer Königshochzeit vor der Kathedralentür nach den gnädig ausgestreuten Münzen zu bücken hatten." (S.589)
Aber die spanische Tanztruppe kommt, wie fast alle auf dem Schiff, auch nicht gut weg bei Porter. Die Frauen prostituieren sich nebenbei, sie stehlen, ohne Scham ganz offensichtlich. 2 sadistische Kinder nennt eines der Paare, der spanischen Tanztruppe, ihr eigen. Das erste Mal versuchen die "lieben Kleinen" eine Katze von Bord zu schmeißen, da greift der Schiffsarzt ein, aber einmal gelingt es ihnen einen Hund über Bord zu werfen.
Alle möglichen Laster und Narrheiten werden bei Porter thematisiert. Auch das Versagen der Obrigkeit, sowohl des Kapitäns, der das Schiff führt, als auch der Geistlichkeit (2 Priester sind auch an Bord).
Das war jetzt eine extrem lange Rezension. Die musste sein, da ihr Werk auch gewaltig ist, nicht nur bezogen auf die Seitenzahl. Das war auf jeden Fall auch eines der sehr guten Bücher, die ich 2014 gelesen habe.
A
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen